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Doppel-Kurzstock in den Kampfkünsten

23.03.2021 18:18

Doppel-Kurzstock in den Kampfkünsten

Ein Gastbeitrag von Divyam de Martin-Sommerfeldt

Zwei kurze Stöcke, ca. 70 cm lang, zum Gebrauch für Doppel-Stockkampf / -form. Auch der Einzelstock wird gern und viel benutzt, z.B. für Partnerübungen.

Im Kampf werden seit Anbeginn der Menschheit weltweit kurze und lange Stöcke eingesetzt. Später wurde dann eine Kampfkunst daraus – und das in unterschiedlichen Kulturen. Zu allererst stand das Überleben und Kämpfe in Kriegen im Vordergrund. Später brauchten die Menschen diese Waffen nicht mehr, weil andere Waffen wie etwa Schusswaffen die herkömmlichen ablösten oder weil die Stöcke schlicht verboten wurden. Im Zuge dessen begann man diese Kampftechniken als Kunstform zu entdecken. Bald entdeckten die Kampfkünstler dann die gesundheitlichen Vorteile dieser ganzheitlichen Bewegungen. So ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Chinesischen Kampfkunst-Stile passend dazu auch Qigong entwickelt haben. Viele dieser Stilrichtungen versinken leider immer mehr im Tal des Vergessens.

Die bekanntesten Arten der Ein-Stock- bzw. Doppelstock-Künste sind Arnis-Kali-Escrima und Escrima aus den philippinische Kampfkünsten. Desweiteren gibt es versstreut über die ganze Welt bzw. die Kulturen noch weitere, hier nur einige wenige aufgezählt; Bataireacht, irische Kampfkunst, Maculelê, brasilianischer Kampftanz, Silambam Nillaikalakki, indische Kampfkunst und noch ein paar mehr.

In der Chinesischen Historie der Kampfkünste gibt es immer wieder zu entdeckende Kurzstockformen, ich selbst durfte in China von meinen Gongfu Tang-Lang-Großmeister Zhang Wan Fu (20.02.1929 - 30.03.2012) eine Doppelstock-Partner-Form lernen. Vor einigen Jahren wurde auch eine Taijiquan-Form im Chen-Stil zusammengestellt, nämlich von Jan Silberstorff.  Der Kurzstock ist eine Hieb- und Stichwaffe, ähnlich einem Kurzschwert oder einer Machete wie in den Philippinischen Künsten. Die weltweit am meisten verbreiteten sind die Philippinischen Stock-Stile.

Der Kampf mit Stock wurde auch immer schon gern als eine Vorschule zum Fechten mit der blanken Waffe genutzt. Vielleicht haben auch Sie wie ich als Kind gern mit Stöckern gefochten – wie die drei Musketiere oder die Piraten in den damaligen Filmen. Lang ist es her.

Aber der Stock an sich ist schon eine starke Waffe in den Händen von Könnern. Ursprünglich war der Umgang mit den Stöcken eine klassische Kriegskunst mit Schwertern. Die Philippinische Kampftechnik wuchs erst zur Kunst heran, als die spanische Kolonialmacht 1764 ihre Ausübung verbot und die Bevölkerung entwaffnete. Die Menschen sahen sich gezwungen, im Geheimen und ohne den Gebrauch der eigentlichen Waffen die Kunst an kommende Generationen weiterzuvermitteln. Daraus entwickelten sich auf Schlagwaffen zugeschnittene Techniken, neue Bewegungsschemata sowie Kampf- und Verteidigungstaktiken.

Anfang der 1990er begegnete ich reinzufällig den Philippinischen Meister Remy Amador Presas (19.12.1936 –28.08.2001). Wann es genau war, weiß ich nicht mehr – er war zu Besuch in Hamburg und seine deutschen Meisterschüler machten Fotos der Stock-Technik. Während dieser Zeit nahm er mich zur Seite um etwas Sparring zu machen. Der Mann langweilte sich offensichtlich und wollte, wie ich auch, etwas Spaß haben. Natürlich merkte er sofort das ich kein Gegner war, was im nicht hinderte, mir mit Freude die Grundprinzipien seiner Kampfkunst zu zeigen. Es waren Handtechniken, denn die Stöcke waren im Gebrauch. Später habe ich diese gegen sehr gute Kampfkünstler im Sparring angewendet – mit Erfolg. Diese eigentliche kurz, aber sehr lehreiche und spaßige Begegnung wird mir immer als eine kostbare in Erinnerung bleiben.


Divyam de Martin-Sommerfeldt
Praxis Massage & Qigong seit 1990
Qigong-Ausbildungen
Qigong -Seminare u.a. Qigong Fitnessstab Seminar
www.divyam.de
0177-3137035