Ein Gastbeitrag von Jan Leminsky
Wer mit Waffentraining beginnt, ist für ein freudiges Training auf lange Sicht auf ein passendes Trainingsgerät angewiesen. Hier einige grundlegende Gedanken eines Ausbilders und Praktikers zu grundlegenden Fragen rund um die Auswahl von Trainingswaffen.
1. Grundlegendes
Jedes Trainingsgerät muss gebrauchssicher sein. Damit ist gemeint, dass Waffen, die aus mehreren Teilen bestehen beim Training nicht auseinanderfallen. Beispielsweise muss eine Speerspitze mit dem Stab VERSCHRAUBT sein. Holzwaffen aus mehreren Teilen fest verklebt sein. Mit beschädigten Geräten (angebrochener Holzstab oder Riß in der Klinge beim Säbel) darf nicht geübt werden.
2. Holz oder Metall?
Holzwaffen sind meistens preisgünstiger als Metallwaffen, aber besser als ein einfacher Stock, da beispielsweise beim Säbel zwischen stumpfer und Schneide-Seite unterschieden werden kann. Ferner gibt es sehr leichtes Holz, dass zu empfehlen ist, wenn es Probleme mit dem Gewicht einer Waffe gibt. Gerade in Deutschland sind aber Holzwaffen zu empfehlen, wenn es um Vorführungen geht oder Training im öffentlichen Raum, da Metallwaffen schnell zu Verängstigungen und Irritationen bei unkundigen Zuschauern führen können. Schlimmstenfalls führt das zu einem Polizeieinsatz und der Übende/Vorführende muss sich mit dem Waffengesetz (Scheinwaffe) auseinandersetzten.
Metallwaffen geben ein authentischeres Gefühl und diese Waffen können auch besser ausbalanciert werden, so dass die Drehpunkte beim Schwert besser sind. Auf keinen Fall sollte mit scharfen Waffen trainiert werden, da das Verletzungsrisiko zu groß ist und ein Nutzen auch nicht zu erkennen ist. Scharfe Waffen fallen zudem eindeutig unter das Waffengesetz und müssen gemeldet werden.
3. Gewicht?
Die Waffe ist die Verlängerung des Armes und im Idealfall wird eine Verbindung zwischen Waffen und Körper erreicht, so dass für den Betrachter eine Einheit zu erkennen ist. Welches Gewicht hierbei hilft, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Für Trainingszwecke ist es aber sinnvoll auch mit einer schwereren Waffe zu trainieren, da sich so eindeutig Schwung- bzw. Stichverhalten dieser Waffe erfahren lässt. Natürlich ist ein höheres Gewicht auch gut für die körperliche Fitness und dient damit auch der ganzheitlichen Ertüchtigung.
4. Länge?
Für jeden Stil gibt es unterschiedliche Empfehlungen, so dass man am besten seinen Trainer fragt, wie die Länge eines Schwertes, Säbels etc. gemessen wird. Beispielsweise gibt es in einigen Yang-Taijiquan Stilen den Hinweis, dass die Länge eines Schwertes sich bemisst, wenn man sich gerade hinstellt und das Schwert vor sich mit der Spitze auf dem Boden stellt. Dann soll der Handschutz auf Höhe des Dantien liegen. Diese Bemessung macht aus kampftechnischer Sicht Sinn, da somit die Schwertlänge den gesamten Körper im Diameter abdeckt, wenn die Rotationsmitte auf Höhe der Körpermitte ist.
Eine andere Messtechnik besagt, dass das Schwert in die Hand genommen wird, so dass der Handschutz in den Händen gehalten wird und die Schwertspitze Richtung Himmel zeigt. Dann soll die Spitze bis zur Oberseite des Ohres gehen.
Nun ist es zwar ganz toll, wenn man seine „ideale“ Länge ermittelt hat und dann braucht man nur noch eine Schmiede und viel Geld, damit das persönliche Schwert erstellt wird. Die meisten Schwerter haben aber eine Klingenlänge von ca. 76cm, da sie für Personen in einer Körperlänge von 1,65m bis 1,75m passend sind.
Hier also eine einfache Tabelle mit Körpergrösse und unverbindlicher Empfehlung:
Körpergröße | Klingenlänge |
---|---|
1,45 - 1,55cm | 70cm |
1,55 - 1,60cm | 72cm |
1,60 - 1,65cm | 74cm |
1,65 - 1,75cm | 76cm |
1,75 - 1,80cm | 78cm |
1,80 - 1,85cm | 80cm |
ab 1,85 cm | 86cm |
5. Schwert-Tessel
Über die Tessel gibt es verschiedene Geschichten. Mal sollen sie zur Irritation der Gegner sein, dann wieder als Ergänzung, so dass man das Schwert schleudern kann oder sie sind einfach Deko. Sinn machen die Tessel um den Drehpunkt des Schwertes auszutarieren und als Kontrolle bei den einzelnen Übungen, ob sich die Tessel um das Handgelenk drehen oder nicht.
Die Farbe ist traditionell rot, doch je nach Geschmack darf es auch eine andere Farbe sein.
6. Waffen - Pflege
Holzwaffen sollten regelmäßig entweder gewachst oder besser noch mit universal Waffenöl behandelt werden, um den Eintritt von Schädlingen (Holzwurm) zu verhindern. Insbesondere wenn die Waffen länger gelagert werden ist vorher eine entsprechende Behandlung dringend angeraten.
Metallwaffen sollten nicht mit der Hand berührt werden oder anschliessend geölt werden. Die Fette an den Fingern können erst zu Flugrost und anschliessend zu Korrosion führen. Am einfachsten ist es mit einen hochkörnigen Metallschleifpapier leichte Roststellen zu entfernen, mit einem Tuch zu entfetten und anschliessend mit Waffenöl die Waffen einzuölen.
Jan Leminsky
- Inhaber der Wu Wei Schule
- Ausbilder für Taijiquan
- Experte für 24 Bilder Form
- praktiziert verschiedene innere Kampfkünste
- Ausbilder von Schiedsrichtern für Taijiquan
- organisiert in Hamburg jährlich ein Turnier
- Gründer vom Team-Taiji Deutschland und Vertreter der XiangWuhui in Hamburg
- Regionalvertreter des Netzwerkes in Hamburg
Schule: www.wuweiweb.de
Ausbildung: www.wuwei-akademie.de