Jing Gong - man nennt es auch den Weg der Selbstkultivierung. Das stille Qigong , so sagt man, kommt nach Jahren des fleißigen Übens von Bewegtem Qigong von selbst. Wenn man nicht solange warten will, schadet es aber auch nichts, sich parallel zu den Bewegten Übungen mit jenen des Stillen Qigong zu beschäftigen.
Während beim Bewegten Qigong der Körper äußerlich spürbar und sichtbar in Bewegung ist, bleibt er beim Stillen Qigong zumeist in Ruhe. Die Stillen Übungen zielen darauf ab, das Qi, die "Lebensenergie" im Körper bewußt zirkulieren zu lassen. "Das machen wir doch bei den bewegten Übungen auch?" ...werden Sie jetzt fragen. Schon! Jedoch relativ ungerichtet oder ungenau. Im Stillen Qigong lernen wir nach und nach, den Geist zu verfeinern, das Gespür so fein zu machen, daß wir das Qi wirklich spüren können, lernen uns so zu fokussieren, daß wir in der Lage sind, die Energie in bestimmte Zentren im Körper zu schicken und dort zu bündeln, wir lernen Energie zu übertragen (wichtig in der Kampfkunst einerseits und beim Behandeln von Mensch und Tier andererseits) ... und vieles mehr
Das Problem bei der Sache ist, daß unser Geist zu ungerichtet ist die meiste Zeit und wir uns nicht gut genug konzentrieren können über einen längeren Zeitraum hinweg. Ebenfalls hinderlich sind häufig eigene Erkrankungen, die natürlich unseren Qi-Fluß hemmen oder stören können. Deshalb braucht es auch beim Stillen Qigong beharrliches Üben - sich selbst zu verfeinern, zu kultivieren. Es braucht Zeit und Geduld - beides Qualitäten, die in der heutigen Zeit selten sind, die sich zu kultivieren aber lohnen.
Der Weg dahin führt über ein nach Innen führen der 6 Sinne - sehen - hören - riechen - schmecken - fühlen - denken. Stilles Qigongist langsam sanft, weich, ununterbrochen und geht nach innen. Man läßt den Körper allmählich still und die Gedanken weniger werden – wenn wir weniger Wünsche/Begierden haben, gibt’s weniger Gedanken, dann kann ein stiller Zustand erreicht werden für die weitere Übung. Die Übungen sind meist recht einfach, brauchen aber häufige und vor allem regelmäßige Wiederholung.
Es gibt kein Wort für Qi, man kann es nicht mit Worten beschreiben, nur erahnen (z.Bsp. Nach einer OP im Krankenhaus – warum heilt die Wunde? Das warst du selbst, das war dein Qi). Der Qi-Fluß geht über 12 Meridiane im Körper – wenn die Meridiane frei sind, das Qi zirkuliert, dann ist man gesund. Äußeres Qi in den Körper holen und zirkulieren lassen - das erreicht man mit Qigong! Qigong ist genauso wichtig wie Sport – Sport ist äußere Bewegung, aber Qigong kultiviert die innere Bewegung des Qi – das ist mindestens genauso wichtig.
Wir wollen den Geist zur Ruhe bringen, aber das Herz ist nicht in Ruhe, der Geist will Ruhe, aber das Herz läßt das nicht zu. Das Herz steht dem Geist am nächsten, nur das Herz kann den Geist beeinflussen, alles andere ist machtlos. Das Herz will Ruhe, aber das Bewußtsein läßt das nicht zu. Auch das Bewußtsein will Ruhe, aber die Wünsche/Begierden lassen das nicht zu. Der Alltag ist oft stressig mit vielen Gedanken. Wir wollen Ruhe, aber die Alltagsbegierden lassen das nicht zu. Die Gedanken beeinflussen die Begierden, die hindern das Bewußtsein, das hindert das Herz, das hindert den Geist am ruhig werden. Wenn wir das Herz in ruhigem Zustand halten, dann erhalten wir die Essenz und verringern den Verbrauch auf ein Minimum. In der Selbstkultivierung wollen wir von der Stufe der Absicht auf die Stufe der Passivität. Wenn die Absicht nicht mehr bewegt wird, dann gibt es nur noch ein Dasein, keinen Verbrauch der Essenz.
Passend dazu die DVD: Bewegte Stille - Ein Film über den chinesischen Großmeisters Li Zhi Chang, der seit rund 25 Jahren in Europa das Stille Qigong unterrichtet.