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Schutz vor Herzensverletzung

08.06.2022 10:12

Herz und Herzbeutel - Wohnstätte unserer Seele und des Bewusstseins

Ein Gastbeitrag von Katrin Blumenberg

In China sagt man das Herz ist der Sitz unserer Seele, es wird in der chinesischen Medizin auch als Kaiser der Organe bezeichnet. Es ist der kraftvolle Motor, der alle Organe und den ganzen Körper mit Blut versorgt und die Kreisläufe im Fluss hält. Ein Kaiser der gut für alle Bewohner des Reiches sorgt. Ein Reich, das den Körper und die Seele umfasst.

Geht es dem Kaiser gut, ist er gesund, kraftvoll und ausgeglichen, so profitieren alle im Reich, können sich entspannen, entfalten und kraftvoll ihrem Werk nachgehen.

Da dem Herzen diese wichtige Position zukommt, verdient er besonderen Schutz.

Es steht, wie ein Kaiser in enger Beziehung zur Außen- und Innenwelt. Wir kennen viele Beispiele aus dem Sprachgebrauch:

Das ist mir zu Herzen gegangen

Das Herz läuft mir über

Ein Stich ins Herz

leichten Herzens

das Herz aus der Brust gerissen

etwas im Herzen tragen

herzlos

Herzensgüte

Kaltes Herz

Warmherzig, großherzig

Herz aus Stein, hartherzig

Das Herz geht mir auf

Gebrochenes Herz

herzlich

Der Kaiser der Organe sollte ganz besonders gut geschützt werden, vor Allem was ihn schwächt, verletzt, in zu große Unruhe versetzt,…durch seine verantwortungsvolle Stellung, sollte er mit ganz besonders viel Respekt und Anerkennung behandelt werden.

Wenn im Staat der Kaiser vor Schmerz aufschreien würde, wären sofort alle mit ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit bei ihm, bemüht Ursachen für sein Schmerz zu finden, Abhilfe zu schaffen und sein Wohlbefinden wieder herzustellen.

Schreit mein Herz vor Schmerz auf, was mache ich?

Tue ich alles um Schaden abzuwenden und biete ihm optimale Unterstützung und Schutz?

Rolle ich den roten Teppich vor meinem Kaiser aus, oder begegne ich ihm eher mit Strenge und Forderungen:

  • Stelle dich nicht so an!
  • Halt gefälligst durch!
  • Sei nicht so schwach!
  • reiß dich zusammen!

In Peking wohnte der Kaiser in der verbotenen Stadt gut geschützt durch die Stadtmauer. Diese wird wiederum streng bewacht. Die Wachen haben sehr gut darauf geachtet wer in Kontakt mit dem Kaiser treten darf und wer in seine Nähe gelassen wird. In der verbotenen Stadt lebten nur Menschen, die dem Kaiser liebevoll zugetan waren, wie seine Familie und Menschen, die ihn unterstützen und das Leben erleichtern, wie die engsten staatsmännischen Vertrauten und alle Menschen, die für sein Wohl sorgten, wie Köche und Dienstpersonal.

Die Funktion der Verbotenen Stadt, besonders der Stadtmauer übernimmt der Herzbeutel. Er umgibt das Herz schützend und bettet es liebevoll ein.

Der Kaiser sollte immer mit einem Höchstmaß an Respekt und Wertschätzung behandelt werden.

Alle emotionalen Verletzungen, aber auch alle Verletzungen meines Selbstwertes, gehen besonders ans Herz. Dies sind insbesondere Verletzungen in Paarbeziehungen, in der Familie, mir nahstehenden Menschen, aber auch Verletzungen im Berufsleben durch mangelnde Wertschätzung und Respektlosigkeit.

Es sind Ereignisse, die meinen Herzbeutel durchdrungen und mein Herz getroffen haben.

Verletzungen des Herzens sind sehr ernstzunehmende Wunden, da sie in ganz besonderen Maßen den ganzen Körper und die Seele betreffen.

Das Herz steht energetisch in enger Beziehung zur Zunge. Mir kann „das Herz auf der Zunge liegen“, ich kann aber auch durch Worte sehr verletzen und „scharfzüngig“ das Herz sehr treffen.

Ein getroffenes Herz zeigt sich zum Beispiel durch Stottern. Im schönsten Fall stottere ich, wenn meine Herz im aufgeregten Zustand der Verliebtheit ist. Aber wenn ich stottere in Gesprächen mit dem Partner, oder Vorgesetzten, so ist dies ein Zeichen, dass mir die Sache wirklich „zu Herzen geht“, mein Herz schon eine Verletzung erlitten hat und ich es unbedingt Schutz braucht.

Weitere Symptome einer Herzensverletzung sind weiche Knie und Herzrhythmusstörungen. Sie treten in Zustand der Verliebtheit genauso auf, wie bei Konflikten und Krisen, in denen ich nicht ausreichend Wertschätzung erfahren habe.

In der chinesischen Medizin sagt man auch, unser Herz ist der Wohnsitz von Shen, unserer Seele, unserem Bewusstsein. Tagsüber zieht die Seele aus und nimmt am Leben teil. Abends kehrt die Seele heim und findet Ruhe und Erholung im Herzen. Ist das Herz aber voller Unruhe, unverarbeiteter Erlebnisse und windet sich vor Schmerz, so kann die Seele darin nicht zur Ruhe kommen und findet keinen Schlaf.

Nehmen Sie Symptome wie Stottern, weiche Knie, und Schlafstörungen sehr ernst, vor allem wenn sie im Zusammenhang auftreten, als Zeichen von gravierenden Herzensverletzungen. Nach der Wahrnehmung von bestehenden Verletzungen, gilt es meinem Herzen und meiner Seele den Respekt zu erweisen und sie optimal vor diesen Verletzungen zu schützen und weiter Verletzungen vorzubeugen.

Nach der Wahrnehmung folgt der Schritt der Handlung. Die Soldaten müssen die Eindringlinge klar und deutlich des Palastes verweisen und die Tore vor ihnen verschließen.

Optimaler Weise arbeitet die Wache so gut, dass Verletzungen des Herzens erst gar nicht stattfinden können, weil gefährliche Eindringlinge nicht zum Herzen vorgelassen werden.

 Aber Palastwachen sind auch Menschen, die durch Erfahrung lernen dürfen.

Haben die Palastwachen den Kaiser nur unzureichend geschützt, so besteht die Gefahr, dass sie überängstlich werden und aus Angst vor Fehlern niemanden mehr in die Nähe des Kaiser lassen und den Palst komplett abschotten.

Doch der Kaiser liebt den Austausch und den Kontakt zum seinem Reich. Der Kaiser möchte Leichtigkeit, Freude und Liebe empfinden. Er möchte sich ins Leben einbringen. Wird der Herzbeutel zu eng und zu hart, so kann der Kaiser nicht mehr atmen, vereinsamt und verkümmert.

Wunden des Herzens und des Herzbeutels brauchen oft viel Zeit, um zu heilen, zum Beispiel nach Trennungen, oder Mobbing Erfahrungen. Es ist wichtig ihnen diese Zeit zuzugestehen und ganz besonders liebevoll und nachsichtig in dieser Zeit mit ihnen umzugehen, handelt es sich doch um eine offene Wunde im Herzen und um Risse im Herzbeutel. Die Heilung dieser Wunden ist mit sehr viel Schmerzen verbunden. Wenn ich die Ursachen für die Verletzungen beseitigt habe, gilt es vor allem diesen Schmerz auszuhalten, mein Herz mit allergrößtem Respekt zu behandeln und mein Bewusstsein für einen guten Schutz zu schärfen.

So wird auf meinem Herzbeutel zwar eine Narbe zurückbleiben, aber die Palastwache ist ein Stück weiser und wacher geworden.

Wichtig ist, dass ich darauf vertraue, dass mein Herz irgendwann wieder singen und springen kann, Leichtigkeit erfährt und meiner Seele eine  harmonische Ruhestätte wird.

Wichtig ist auch, dass ich meinem Herzbeutel wieder vertrauen lerne, so dass er gelassen und klar entscheiden kann, was an mein Herz herangetragen werden darf. Ich gesteht ihm Fehler zu, da ich weiß, dass mein Herz stark genug ist, damit umzugehen und ich diese möglichst schnell bei den ersten Symptomen korrigiere, bevor größere Verletzungen entstehen.

Wichtig ist, dass ich meinem Kaiser der Organe allerhöchste Wertschätzung entgegenbringe und best möglichst für sein Wohl sorge.

 Fühlt sich der Kaiser bedrängt, oder angegriffen und ich reagiere gar nicht, so schmälere ich den eigenen Wert meines Herzen und mein Selbstwert sinkt. Mein Herz selbst wieder so wertschätzen, dass ich seine Wahrnehmung nicht abtue mit Aussagen wie „So schlimm warst doch gar nicht“, „Mach doch aus einer Mücke keinen Elefanten“, ist ein wichtiger Schritt zu einem gesunden Selbstvertrauen. Es ist gut wenn ich wieder Vertrauen in die eigene Wahrnehmung entwickeln kann und wenn ich mir darin vertraue, dass ich gut auf mich aufpasse und schütze.

Die Palastwachen müssen nicht immer gleich die Waffen ziehen und unnötig kämpfen, aber sie sollten klar und deutlich manchen Herantretenden den Zutritt in den Kaiserpalast verwehren und abweisen. Mein Unterbewusstsein wird immer merken, wenn sich die Palastwache mit einer lahmen Entschuldigung vor ihrer Aufgabe gedrückt hat und mein eigenes Herz verliert langfristig das Vertrauen in mich.

Welches sind die Menschen die dem Kaiser langfristig gut tun, die ihn stärken, lieben und unterstützen?

„Höre auf dein Herz“ würde in China auch den Herzbeutel miteinbeziehen. So lasse ich mich nicht nur von Emotionen leiten und meine Handlungen von Ihnen bestimmen, sondern  beziehe auch einen weisen Herzbeutel in meine Entscheidungen und Wahrnehmung mit ein, der bestrebt ist, mein Herz vor Verletzungen zu schützen.

Qi Gong und Akupressur

Zur aktiven Stärkung, aber auch als Unterstützung im Heilungsprozess nach Verletzungen kann man wirkungsvoll auf Übungen des Qi Gong und der Akupressur zurückgreifen.

Die Qi Gong Übungen basieren auf den Grundlagen der chinesischen Medizin. Der Begriff Qi lässt sich am umfassendsten mit „Lebensenergie“ übersetzen, „Gong“ bedeutet das Üben und Arbeiten mit diesen Kräften. Auf sanfte Art regulieren und harmonisieren die Bewegungen den Energiefluss durch den Körper. Dabei werden Gelenke, Sehnen, Muskeln, kaum bewusst merklich, aber nachhaltig stimuliert. Dadurch sind die Übungen des Qi Gong für alle Altersstufen geeignet und können auch therapiebegleitend eingesetzt werden.

Qi Gong und Akupressur beruhen beide auf dem Grundgedanken der chinesischen Medizin, dass Kräfte auf geordneten Leitbahnen durch unseren Körper zirkulieren. Wie Flüsse, die alle körperlichen und seelischen Bereich gut versorgen, weder überschwemmen, noch austrocknen lassen. Solange dies geschieht ist der Mensch gesund und fühlt sich wohl. Leben ist Bewegung, es kennt keinen Stillstand. Oft kommt es im Bereich der Gelenke, zwischen benachbarten Muskeln und dem umliegenden Faszien zu Verklebungen oder zu Verhärtungen. Dadurch können ganze Körperbereiche nicht ausreichend mit Energie versorgt werden und es kann zu Schmerzen, oder Fehlhaltungen kommen. In den Bewegungen des Qi Gong dehnen und befreien wir ganze Leitbahnen und beugen somit Verklebungen der Faszien vor. Bei der Akupressur nutzen wir gezielt einzelne Zugangspunkte zu den Leitbahnen, um den freien Fluss wieder zu gewährleisten. Die Auswahl der Punkte kann auf körperliche und seelische Bedürfnisse abgestimmt werden.

Neben der körperlichen Bewegung beim Qi Gong, sind die bewusste Atmung und die Nutzung von Affirmationen ein wichtiger Bestandteil. Jede Bewegung strebt das Gleichgewicht der beiden Kräfte Yin und Yang an. Daher kann eine Übung zugleich nährend, als auch ausleitend sein. Durch Einbeziehung der Imagination kann ich zum Beispiel die Übung „Herzrhythmus“ nutzen, um einen verhärteten Herzbeutel zu erweichen, oder aber mir vorstellen, einen schwachen, unsicheren Herzbeutel durch die Stimulierung während der Übung zu stärken und festigen.

Die Ausführung der Bewegungen ist bewusst langsam und achtsam. Es ist eine Zeit die ich mir selber schenke, zur Ruhe komme und dabei aktiv für mich sorge.

Besonders hilfreiche Übungen zur Unterstützung des Herzens / der Seele:

- „Herzrhythmus“ und „Das Feuer zähmen“ aus dem „Qi Gong der Vier Jahreszeiten – stille Form – Sommer"

- „Das Glück fassen“ und die „Drachenkrallen“ aus dem „Qi Gong der Vier Jahreszeiten – bewegte Form – Sommer“

- alle Übungen aus dem 1. Teilen der „Qi Akupressur - Sommer"


Katrin Blumenberg

Leiterin der ZHENG YI DAO Seminare, stellte gemeinsam mit ihrem Mann, dem chinesischen Arzt Zheng Yi das Übungssystem des „Qi Gong der Vier Jahreszeiten“ zusammen. Seine beiden Grundsäulen sind die „bewegte Form des Qi Gong der Vier Jahreszeiten“ (Übungsbuch, Begleit-CD, Video-online Kurs) und die „stille Form des Qi Gong der Vier Jahreszeiten“ (DVD Serie und Begleit-CD, Video-online Kurs).

Ausgebildet in der V.R. China, unterrichtet sie Qi Gong an therapeutischen Kliniken, ist Referentin auf Kongressen (Qi Gong Kongress Hamburg, TCM Kongress Rothenburg, …) und bietet eine Ausbildung an (nach den Richtlinien des DDQT), sowie Fortbildungen zu den drei Themenbereichen:

  • „Qi Gong in der Therapie und Selbstfürsorge“
  • „Qi Akupressur“ (inkl. Aktiv Entgiftung, auch als Video-online Kurs)
  • „Coach für entspanntes Lernen / Kinder Qi Gong“

weitere Infos unter: www.qigong-vier-jahreszeiten.de