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Geschmeidig und kraftvoll in den Frühling

18.03.2022 21:15

Ein Gastbeitrag von Katrin Blumenberg

Frühling ist wie Neuanfang. Wenn die Natur aus dem Winterschlaf erwacht, steigen die Kräfte, die in den Wurzeln geschlummert haben nach oben. Sie brechen aus dem Boden hervor, möchten Neues hervorbringen und sich entfalten.

Auch wir spüren diese Kraft sehr deutlich, auch wenn sie nicht immer konstant ist. Geht es uns doch wie der Natur, wo Winter und Frühling einige Zeit mit einander ringen, bevor der Frühling voll in Erscheinung tritt. Es ist daher ganz natürlich, dass auch wir in dieser Wechselzeit mal vor Kraft, Euphorie und Plänen zu strotzen scheinen und uns dann am nächsten Tag unglaublich müde fühlen, von Kraft oder gar Euphorie gar keine Spur. In der chinesischen Philosophie und Medizin nutzt man die Modell von Yin und Yang, sowie den fünf Wandlungsphasen, um energetische Abläufe zu verstehen. Der Winter ist das große Yin. Die Zeit der Stille, des Rückzugs, der Kälte und Dunkelheit. Mit dem Frühling erfolgt der Wechsel zum kleinen Yang, das dann mit dem Sommer zu einem großen Yang heranreift. Es wird wärmer, heller und die die Kraft strebt aus dem Erdreich und in uns nach oben.

Dieser Wechsel zwischen Yin Yang, zwischen Winter und Frühling verläuft nicht völlig kontinuierlich, sondern ist eher ein Pendel, bis sich die Kräfte ganz auf das Frühjahr eingeschwungen haben. Daraus kann schon eine sehr wichtige Lehre ziehen: seine Sie nicht so streng mit sich, wenn die Müdigkeit kommt. Eine Pflanze an der man zieht wächst auch nicht schneller. Auch unser Körper braucht jetzt Zeit, bis der Stoffwechsel wieder langsam hoch fährt und unser Körper sich ganz auf die neue Jahreszeit eingestellt hat. Man braucht aber auch nicht nur abzuwarten, sondern kann diesen Wechselprozess sehr gut mit Qi Gong Übungen begleiten. Leber und Galle sind jetzt besonders gefordert, die vermehrten Stoffwechselprozesse zu regulieren. Diese beiden Organe werden auch in der chinesischen Medizin der Wandlunsgphase Frühling (Holz) zugeordnet.

Die Leber ist so durchsetzungsstark, wie die Frühlingsenergie gegenüber dem Winter. Sie ist das anzeige nachwachsende Organ. Selbst wenn ein Stück entfernt wird, lässt sie sich nicht kleinkriegen sondern wächst in der Regel nach. Es ist auch die „Galle die mir überläuft“, oder die „Laus die mir über die Leber“ läuft, wenn die Dinge nicht vorangehen und sich nicht so entwickeln, wie ich gerne hätte. Man sagt in der TCM (traditionelle chinesische Medizin), dass die Leber die Wohnstätte von Wut, Ärger und Ungeduld sind. Diese Emotionen treten in der Wechselzeit besonders häufig auf. Ärgern Sie sich also nicht zu sehr, wenn die Frühjahrmüdigkeit ihre Pläne durchkreuzt, aber schaffen sie gute Bedingungen, damit auch dieses Frühjahr in ihrem Leben sich farbenfroh und prachtvoll entfalten kann. Die Leber strotzt vor dem Lebenssaft Blut und reguliert auch dessen Kreislauf. Sie steht im Zusammenhang mit geschmeidigen Muskeln und Sehen. Ihrem Zyklus werden in der TCM auch die Augen zugeordnet, auf die jetzt viele neue Eindrücke zuströmen, die aber auch häufig jetzt gereizt reagieren. Wenn neue Kräfte und Ideen sprudeln ist es auch wichtig innezuhalten und erst einmal zu schauen, in welche Richtung es denn gehen soll, bevor ich mich in vielen Projekten und Vorhaben verzettle, alles beginne, aber nichts zur Blüte bringe.

Im Qi Gong vereinen wir all diese Aspekte. Wir sind in Ruhe und doch Bewegung. Die Muskeln und Sehen werden sanft trainiert, ohne an ihnen zu reißen. Der Blick wird weit und offen, so dass wir uns gezielt neu ausrichten können. Wir fordern und fördern uns, aber mit viel Wohlwollen und Geduld.


Katrin Blumenberg

Leiterin der ZHENG YI DAO Seminare, stellte gemeinsam mit ihrem Mann, dem chinesischen Arzt Zheng Yi das Übungssystem des „Qi Gong der Vier Jahreszeiten“ zusammen. Seine beiden Grundsäulen sind die „bewegte Form des Qi Gong der Vier Jahreszeiten“ (Übungsbuch, Begleit-CD, Video-online Kurs) und die „stille Form des Qi Gong der Vier Jahreszeiten“ (DVD Serie und Begleit-CD, Video-online Kurs).

Ausgebildet in der V.R. China, unterrichtet sie Qi Gong an therapeutischen Kliniken, ist Referentin auf Kongressen (Qi Gong Kongress Hamburg, TCM Kongress Rothenburg, …) und bietet eine Ausbildung an (nach den Richtlinien des DDQT), sowie Fortbildungen zu den drei Themenbereichen:

  • „Qi Gong in der Therapie und Selbstfürsorge“
  • „Qi Akupressur“ (inkl. Aktiv Entgiftung, auch als Video-online Kurs)
  • „Coach für entspanntes Lernen / Kinder Qi Gong“

weitere Infos unter: www.qigong-vier-jahreszeiten.de